
Die Kreisstadt Hofheim steht nach Angaben der Stadtspitze vor einer ernsten Haushaltskrise. Wegen eines Kassendefizits, aufgebrauchter Rücklagen und ausbleibender Steuer- und Zuweisungserträge beantragt die Verwaltung eine Anhebung der Liquiditätskreditlinie von zuletzt 25 Millionen Euro auf 50 Millionen Euro. In der Folge soll eine Haushaltssperre in Kraft treten und es werden kurzfristige Einsparungen angekündigt.
Kassendefizit und vorgeschlagene Kreditaufstockung
Das Haushaltsjahr 2025 begann nach Angaben der Stadt mit einem Kassendefizit von 2,1 Millionen Euro. Steuererträge, Zuwendungen und Gebühren reichten demnach nie aus, um einen positiven Kassenbestand zu erreichen. Ursprünglich war für den Doppelhaushalt 2025 ein Liquiditätskreditrahmen von 15 Millionen Euro vorgesehen. Auf Hinweis der Revision des Main Taunus Kreises wurde dieser im Sommer auf 25 Millionen Euro erhöht. Nun plant die Verwaltung, die Linie erneut um 25 Millionen Euro anzuheben, um die Zahlungsfähigkeit sicherzustellen.
Ursachen der Finanzlücke
Als Gründe nennt die Stadt fehlende Steuererträge, Minderauszahlungen aus dem kommunalen Finanzausgleich sowie gestiegene Aufwendungen. Konkret werden die Ertragsausfälle und Mehraufwendungen wie folgt beziffert: fehlende Einkommensteuer 1 Million Euro, fehlende Grundsteuer 570.000 Euro, fehlende Gewerbesteuer 3,5 Millionen Euro, fehlende Mittel aus dem kommunalen Finanzausgleich 6,3 Millionen Euro. Darüber hinaus werden Mehraufwendungen bei Sach und Dienstleistungen mit 3 Millionen Euro sowie bei Kreis und Schulumlage mit 3 Millionen Euro angegeben. Weitere Belastungen resultieren aus Vorfinanzierungen, Vergleichen und höheren Kosten für Liquiditätskredite.
Bürgermeister und Kämmerer Wilhelm Schultze machte deutlich, dass Hofheim im Gegensatz zu anderen Kommunen keine Rücklagen mehr habe. Er sagte, er wolle die ersten Amtsmonate nicht nur mit Konsolidierung verbringen, sehe aber keine Alternative: die Stadt müsse innerhalb kurzer Zeit fehlende Einnahmen aus den vergangenen Jahren nachholen, um handlungsfähig zu bleiben. Schultze verwies zudem auf zurückgestellte Anpassungen bei Steuern und Gebühren. So stamme der Gebührensatz für Schmutzwasser aus dem Jahr 2002, die Gewerbesteuer sei zuletzt 2014 angepasst worden, und die Grundsteuerhebesätze seien nur im Rahmen von Landesempfehlungen verändert worden.
Sparmaßnahmen, Folgen und politische Entscheidungen
Erster Stadtrat Daniel Philipp kündigte eine kurzfristige Haushaltssperre für die gesamte Verwaltung an. Als erste Konsequenzen nannte er den Verzicht auf den Neujahrsempfang und die Veranstaltung Umbrella Road sowie die freiwillige Reduzierung anderer Angebote. Die Verwaltung will die notwendigen Sparmaßnahmen in den Haushaltsberatungen zum Doppelhaushalt 2026 konkretisieren.
Die Stadt stellt klar, dass sie Unterstützungsleistungen an Vereine, Feuerwehr, Eltern und Senioren nicht grundsätzlich einstellen wolle. Zugleich räumt die Spitze ein, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und politische Entscheidungen auf Landes und Bundesebene die kommunalen Einnahmen belasten können. Der Hessische Städtetag hatte zuletzt kritisiert, der Staat überfordere die Kommunen mit der Aufgabenlast und Maßnahmen wie der Wachstumsförderung könnten Gewerbesteuereinnahmen schmälern. Vor diesem Hintergrund rechnet die Stadt aktuell nicht mit nennenswerter zusätzlicher Hilfe von Bund oder Land, weshalb kurzfristige Sparmaßnahmen und eine Erhöhung der Einnahmen als Ausweg beschrieben werden.
Die Stadtverordnetenversammlung muss der geplanten Aufstockung der Liquiditätskreditlinie zustimmen. Die Verwaltung betont, dass Liquiditätskredite der Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit dienen, weil die Bedarfe einer Kommune nicht gleichmäßig über das Jahr verteilt auftreten. Die angekündigten Maßnahmen werden die Haushaltsberatungen und die kommunale Leistungspolitik in den kommenden Monaten prägen.
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